11.06.16, 23:41
Moin,
das Thema mag vielleicht hier neu sein, aber die älteren Modelle haben das alles schon hinter sich. Früher hat man die alten Lagerbestände verschrottet, mit Oldtimern oder Klassikern hatte MB da noch nichts am Hut - mit Ausnahme des Museums und des Archivs. Ich kann mich noch gut erinnern, wie man - muss so um 1978-80 rum gewesen sein - die ganzen Restbestände an M189-Motoren (für die Jüngeren - das war der 3-Liter-Vollaluminium-Sechszylinder im W112 und frühen W109) an einen Teilehändler in Gelsenkirchen zum Schrottpreis abgegeben hat. Anstelle von DM 7.000 kosteten die dann DM 28.000...! Ich hab' damals alle Schrottplätze im Umkreis von 30 km abgeklappert und alle aufgekauft die ich kriegen konnte, und damit gutes Geld verdient.
Irgendwann hat man dann in Stuttgart erkannt, dass sich mit alten Autos und deren Teilen ja prächtig Geld verdienen lässt, und die Classic-Sparte gegründet. Angefangen mit Restaurierungen im Kundenauftrag, dann die E-Teile, und neuerdings sogar ein Fahrzeughandel. Wenn ich mich richtig erinnere war es der W108/109, der damals - zusammen mit den noch älteren Baureihen - als erstes ausgegliedert wurde. Ich hatte da noch - seit über 20 Jahren - einen W109 rumstehen, den ich irgendwann restaurieren wollte, aber in Anbetracht der neuen ET-Preise habe ich den dann 2003 verkauft. Aber wie üblich - kurz darauf haben die Preise merklich angezogen....
Nicht nur dass sich mit überzogenen ET-Preisen prächtig Geld verdienen lässt - das ganze Classic-Tralala eignet sich ja auch vorzüglich zur Imagesteigerung. In ganzseitigen Hochglanzanzeigen wird die werte Kundschaft ja laufend darüber informiert, dass man zu seiner Geschichte steht, und alles tut um die alten Schätzchen am Laufen zu erhalten. Das passt ja auch zum aktuellen Lifestyle, zu dem gehört ja seit einiger Zeit ein Oldtimer oder Klassiker, Spass macht die Fahrerei ja nicht immer wirklich, aber wenn man dazu gehören will muss man eben leiden. Und auch die Medien spielen auf dem Klavier kräftig mit, während das Thema früher nur in den wenigen Fachzeitschriften abgehandelt wurde muss heute jeder Feuilletonschreiberling seinen Senf dazugeben, egal ob sachkundig oder nicht. Mit dem Resultat, dass auch die konservativsten Sparbuchanleger wissen was mit "Garagengold" gemeint ist.
Ich habe die Hausse Ende der 80er / Anfang der 90er erlebt, und auch den tiefen Fall danach. 300SL Flügeltürer gingen bis auf 500.000 Mark, und fielen auch wieder auf 200.000. Nach einer langen Stagnation und mässigen Preisanstiegen ging in den letzten Jahren wieder die Post ab, und heute liegen sie bei 1.5 Mio Euro. Auch der 190SL und der W113 lagen - im guten Zustand - lange Zeit festgemauert bei 50.000 Euro, aber innerhalb von nur wenigen Jahren ging es ab auf 150.000, oder teilweise sogar noch höher. Dass der 107er nachzog war nur logisch, denn viele potentielle Interessenten für R121 oder W113 sahen nun ihre Felle davonschwimmen und stürzten sich auf den R107. Und natürlich auch die mittlerweile mondpreisigen Ersatzteile taten ihr Übriges um den Marktwert des 107ers nach oben zu pushen.
Dass der R129 nachziehen wird war nie eine Frage, nur das kann durchaus noch etwas dauern. Die hohen Stückzahlen sind kein Thema, es waren "nur" 205.000, während der R107 immerhin auf 237.000 kam. Beim W113 waren es übrigens auch bereits knapp 50.000...
Die Marktbereinigung bei der Pagode ist schon seit längerem abgeschlossen, es gibt kaum noch unrestaurierte Exemplare, und selbst die sind unter € 25.000 nicht mehr zu haben. Beim R107 liegt der untere Preis immer noch bei ca. € 10.000, aber das sind in der Regel ungenutzt Fahrzeuge die auf Restaurierung oder Schlachtung warten, und dieses Segment wird innerhalb der nächsten 5-10 Jahre ausgetrocknet sein. Der R129 ist in dieser Beziehung noch eine Art Zwitter, zum einen gut erhaltener und gepflegter Hobbywagen, zum anderen immer noch Gebrauchsfahrzeug in teilweise schlechtem Zustand. Restauriert wurden bisher erst wenige, ganz einfach weil es sich (noch) nicht rechnet. Die weitere Entwicklung wird aber vergleichbar zu den Vorgängern ablaufen, begünstigt auch durch die gehäuften Kaufempfehlungen der Medien. Der Markt wird relativ schnell realisieren, dass ein gutes Exemplar für € 20.000 in der Bilanz billiger kommt als ein mässiges für € 10.000, denn die Differenz ist relativ schnell aufgebraucht, vor allem wenn man die notwendigen Arbeiten nicht selber ausführen kann. Und eine Rübe für 5.000 kann man bereits heute nur noch schlachten, denn für weitere 5.000 erreicht man keinen mässigen Zustand, höchstens in Eigenregie und Einsatz von vielen Gebrauchtteilen. Das untere Marktsegment wird also relativ kurzfristig austrocknen, sei es durch Verschrottung oder Einmottung. Im oberen Segment wird die Nachfrage mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit das Angebot übertreffen, denn nur wenige dürften sich von ihrem Schätzchen trennen, weil der 129er eben (noch) ein Fahrauto ist und kein Investment. Mal ehrlich, wenn ihr heute 20 oder 25.000 für euren bekommt - was wäre dann die Alternative für den Ersatz? Etwa ein R230, der im Preis immer noch fällt? Bleibt das Mittelsegment im (heutigen) Bereich von € 10-15.000, und hier gibt es wohl die meisten Überlebenden. Aber diese Autos werden wohl auch die bevorzugte Preisklasse für Neueinsteiger sein, so dass sich hier innerhalb der nächsten Jahre auch einiges bewegen wird, auch beeinflusst durch die neue Sachlage bei den Ersatzteilen.
Eine Steuerung oder Einflussnahme des Herstellers in Richtung "Exklusiv" kann ich nicht erkennen, und eine solche würde auch keinen Sinn ergeben. Es ist ganz einfach der Markt, also Angebot und Nachfrage, welcher die Preise und die Entwicklung bestimmt. Dazu gehören auch die extrem niedrigen Zinsen der letzten Jahre, die sich wohl auf absehbare Zeit auch nicht ändern. Nie war Geld billiger als heute, und das gilt für beide Richtungen. Wer es hat findet schwer eine rentable Rendite, und wer es nicht hat kann es günstig leihen. Die einen kaufen eben als Anlage, und die anderen erfüllen sich ihren Traum...
Grüsse aus Holland
Michael
das Thema mag vielleicht hier neu sein, aber die älteren Modelle haben das alles schon hinter sich. Früher hat man die alten Lagerbestände verschrottet, mit Oldtimern oder Klassikern hatte MB da noch nichts am Hut - mit Ausnahme des Museums und des Archivs. Ich kann mich noch gut erinnern, wie man - muss so um 1978-80 rum gewesen sein - die ganzen Restbestände an M189-Motoren (für die Jüngeren - das war der 3-Liter-Vollaluminium-Sechszylinder im W112 und frühen W109) an einen Teilehändler in Gelsenkirchen zum Schrottpreis abgegeben hat. Anstelle von DM 7.000 kosteten die dann DM 28.000...! Ich hab' damals alle Schrottplätze im Umkreis von 30 km abgeklappert und alle aufgekauft die ich kriegen konnte, und damit gutes Geld verdient.
Irgendwann hat man dann in Stuttgart erkannt, dass sich mit alten Autos und deren Teilen ja prächtig Geld verdienen lässt, und die Classic-Sparte gegründet. Angefangen mit Restaurierungen im Kundenauftrag, dann die E-Teile, und neuerdings sogar ein Fahrzeughandel. Wenn ich mich richtig erinnere war es der W108/109, der damals - zusammen mit den noch älteren Baureihen - als erstes ausgegliedert wurde. Ich hatte da noch - seit über 20 Jahren - einen W109 rumstehen, den ich irgendwann restaurieren wollte, aber in Anbetracht der neuen ET-Preise habe ich den dann 2003 verkauft. Aber wie üblich - kurz darauf haben die Preise merklich angezogen....
Nicht nur dass sich mit überzogenen ET-Preisen prächtig Geld verdienen lässt - das ganze Classic-Tralala eignet sich ja auch vorzüglich zur Imagesteigerung. In ganzseitigen Hochglanzanzeigen wird die werte Kundschaft ja laufend darüber informiert, dass man zu seiner Geschichte steht, und alles tut um die alten Schätzchen am Laufen zu erhalten. Das passt ja auch zum aktuellen Lifestyle, zu dem gehört ja seit einiger Zeit ein Oldtimer oder Klassiker, Spass macht die Fahrerei ja nicht immer wirklich, aber wenn man dazu gehören will muss man eben leiden. Und auch die Medien spielen auf dem Klavier kräftig mit, während das Thema früher nur in den wenigen Fachzeitschriften abgehandelt wurde muss heute jeder Feuilletonschreiberling seinen Senf dazugeben, egal ob sachkundig oder nicht. Mit dem Resultat, dass auch die konservativsten Sparbuchanleger wissen was mit "Garagengold" gemeint ist.
Ich habe die Hausse Ende der 80er / Anfang der 90er erlebt, und auch den tiefen Fall danach. 300SL Flügeltürer gingen bis auf 500.000 Mark, und fielen auch wieder auf 200.000. Nach einer langen Stagnation und mässigen Preisanstiegen ging in den letzten Jahren wieder die Post ab, und heute liegen sie bei 1.5 Mio Euro. Auch der 190SL und der W113 lagen - im guten Zustand - lange Zeit festgemauert bei 50.000 Euro, aber innerhalb von nur wenigen Jahren ging es ab auf 150.000, oder teilweise sogar noch höher. Dass der 107er nachzog war nur logisch, denn viele potentielle Interessenten für R121 oder W113 sahen nun ihre Felle davonschwimmen und stürzten sich auf den R107. Und natürlich auch die mittlerweile mondpreisigen Ersatzteile taten ihr Übriges um den Marktwert des 107ers nach oben zu pushen.
Dass der R129 nachziehen wird war nie eine Frage, nur das kann durchaus noch etwas dauern. Die hohen Stückzahlen sind kein Thema, es waren "nur" 205.000, während der R107 immerhin auf 237.000 kam. Beim W113 waren es übrigens auch bereits knapp 50.000...
Die Marktbereinigung bei der Pagode ist schon seit längerem abgeschlossen, es gibt kaum noch unrestaurierte Exemplare, und selbst die sind unter € 25.000 nicht mehr zu haben. Beim R107 liegt der untere Preis immer noch bei ca. € 10.000, aber das sind in der Regel ungenutzt Fahrzeuge die auf Restaurierung oder Schlachtung warten, und dieses Segment wird innerhalb der nächsten 5-10 Jahre ausgetrocknet sein. Der R129 ist in dieser Beziehung noch eine Art Zwitter, zum einen gut erhaltener und gepflegter Hobbywagen, zum anderen immer noch Gebrauchsfahrzeug in teilweise schlechtem Zustand. Restauriert wurden bisher erst wenige, ganz einfach weil es sich (noch) nicht rechnet. Die weitere Entwicklung wird aber vergleichbar zu den Vorgängern ablaufen, begünstigt auch durch die gehäuften Kaufempfehlungen der Medien. Der Markt wird relativ schnell realisieren, dass ein gutes Exemplar für € 20.000 in der Bilanz billiger kommt als ein mässiges für € 10.000, denn die Differenz ist relativ schnell aufgebraucht, vor allem wenn man die notwendigen Arbeiten nicht selber ausführen kann. Und eine Rübe für 5.000 kann man bereits heute nur noch schlachten, denn für weitere 5.000 erreicht man keinen mässigen Zustand, höchstens in Eigenregie und Einsatz von vielen Gebrauchtteilen. Das untere Marktsegment wird also relativ kurzfristig austrocknen, sei es durch Verschrottung oder Einmottung. Im oberen Segment wird die Nachfrage mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit das Angebot übertreffen, denn nur wenige dürften sich von ihrem Schätzchen trennen, weil der 129er eben (noch) ein Fahrauto ist und kein Investment. Mal ehrlich, wenn ihr heute 20 oder 25.000 für euren bekommt - was wäre dann die Alternative für den Ersatz? Etwa ein R230, der im Preis immer noch fällt? Bleibt das Mittelsegment im (heutigen) Bereich von € 10-15.000, und hier gibt es wohl die meisten Überlebenden. Aber diese Autos werden wohl auch die bevorzugte Preisklasse für Neueinsteiger sein, so dass sich hier innerhalb der nächsten Jahre auch einiges bewegen wird, auch beeinflusst durch die neue Sachlage bei den Ersatzteilen.
Eine Steuerung oder Einflussnahme des Herstellers in Richtung "Exklusiv" kann ich nicht erkennen, und eine solche würde auch keinen Sinn ergeben. Es ist ganz einfach der Markt, also Angebot und Nachfrage, welcher die Preise und die Entwicklung bestimmt. Dazu gehören auch die extrem niedrigen Zinsen der letzten Jahre, die sich wohl auf absehbare Zeit auch nicht ändern. Nie war Geld billiger als heute, und das gilt für beide Richtungen. Wer es hat findet schwer eine rentable Rendite, und wer es nicht hat kann es günstig leihen. Die einen kaufen eben als Anlage, und die anderen erfüllen sich ihren Traum...
Grüsse aus Holland
Michael
[B]Gr

