11.12.14, 15:59
Hallo zusammen!
Nachstehend ein etwas längerer Beitrag, aber vielleicht hilft er dem einen oder anderen Kaufwilligen, die Rahmenbedingungen bzw. die derzeitige Marktsituation besser einschätzen zu können und allen anderen ggf. die Wartezeit auf den 01.04. zu verkürzen.
Bericht über eine vergebliche SL-Suche... (SL in diesem Falle: Seifenblasen Luftnummer...)
Seit längerem suche ich einen 500er.
Wunsch: möglichst Vormopf, almandinrot und beige/schwarzes Leder, keine Zusatzsitze
Zwingend: Tempomat, 2 Airbags (Fahrer – Beifahrer), Sitzheizung, Nichtraucher, gepflegt
Km gut unter 100.000, kein Wartungsstau und sauber nachvollziehbare Historie.
Ordentliches und für beide Seiten akzeptables Preis-Leistungsverhältnis.
Soweit das grobe „Beuteschema“.
Nun wurden wir im Internet fündig und stießen auf ein offensichtlich genau darauf passendes Auto mit nahezu allem, was das Herz noch zusätzlich begehren konnte, von der Standheizung bis zum Reiserechner, Sitzmemories und und und in Almandin, beiges Leder und nur 26.000 km auf der Uhr, Baujahr 1990.
(Bei der Kombination > Standschäden wohl inclusive...)
Allerdings stand da auch ein wirklich sehr sehr ambitionierter Preis nebendran.
Nun ja, dachte ich, wenn er es denn wert ist.... Ein bisserl was geht immer!
Aber wörtlich stand auch da: „Das Fahrzeug befindet sich in einem Neuwagenzustand!“ „Einfach großartig!“
(Das www ist offenbar noch geduldiger als Papier...)
Im Vorfeld diverse Anrufe, Mails und direkte Fragen beim Händler bzw. sehr freundlichen Verkäufer im westlichen Nachbarland ergaben zusätzlich:
Definitiv nur 1 Vorbesitzer in Italien, völlig unfallfrei, Fahrzeug in eigener Werkstatt durchgecheckt und fehlerfrei.
Mit diesen Infos noch den Rat mehrerer Forums-Kollegen eingeholt, bei Frau und Sohn die Erlaubnis erbettelt und danach einen Besuchstermin im Ausland vereinbart. Der Rat der Forumskollegen war aber auch, mit der gebotenen Vorsicht das Auto anzuschauen.
Ein in der Nähe des Händlers wohnender Forumskollege war außerdem sofort bereit, das Auto vor Ort mit mir zusammen zu beurteilen. („Heiner, das sind doch von mir aus nur 115 km einfach! Kein Problem...“ Ist so etwas nicht super?! Wir vereinbarten aber dann doch Abholung, denn ich bat ja um Hilfe!)
Daheim noch die Finanzierung, den evtl. Heimtransport etc. geregelt, eine Unterstellmöglichkeit kurzfristigst organisiert, ein Hotel in der Nähe gebucht und dann am vergangenen Sonntag einfache 650 km weit mit Ex-Verlobter voll freudiger Erwartung dorthin gedüst.
Am nächsten Morgen der erste Eindruck:
WOW! Welch ein Glücksfall!
Der wird es!
Genau so toll wie auf den zahlreichen Fotos im Angebot!
Preis: Na ja, mal sehen, was so noch gehen könnte...
Aber dann ging´s los:
Trotz Besuchsankündigung (er war für Nachmittag avisiert und ich war allerdings schon vormittags dort – soweit vielleicht entschuldbar...) sprang der Wagen nicht an.
Starthilfe. Wagen lief rund, satter Sound.
Der Verkäufer erklärte, der Wagen knistere manchmal oberhalb des Handschuhfaches, das wäre das Einzige, was es zu bemängeln gebe. Bei der Probefahrt aber war nichts davon zu hören...
Die gelbe Kontrollleuchte der Dämpfungseinstellung leuchtete permanent, Verkäufer erklärte: „Die geht nach ein paar Minuten von selbst aus.“ Sie war jedoch die gesamte Probefahrt über - trotz lustigem Klopfen auf die Abdeckung – richtig nett vorweihnachtlich beleuchtet.
Vor Abfahrt noch ´nen Rundgang ums Auto (stand mit vielen anderen im Keller/Untergeschoß) gemacht, dabei festgestellt:
Die im Angebot beschriebene 3. Bremsleuchte fehlte (klar, war ja ein Vormopf!). Sie war, obwohl es sie nicht gab, trotzdem angegeben... Auf Nachfrage bedauerte der Verkäufer diesen Irrtum...
Das Etui für das Windschott fehlte. Verkäufer: „So etwas gibt es auch?“
Alle 4 Reifen wurden in der 7. KW (Februar) 2007 (DOT 0707) produziert, waren also knapp 8 Jahre alt (wie gesagt: Neuwagenzustand...) bei einem Auto mit max. Speed von 250 km/h...
„Aber das Profil ist doch noch in Ordnung...“ sagte der Verkäufer so nebenbei...
Während der Probefahrt Vibrationen im Auto, am Sitz und am schiefstehenden Lenkrad, laut Verkäufer sind nur die Reifen daran schuld. „Neue Reifen und nix mehr Vibrationen..., das Lenkrad richten wir noch in der Werkstatt...“
Bei einer Probebremsung rutschte der Fahrersitz plötzlich mit mir drauf bis zum Lenkrad vor.
Die vorgelegten Unterlagen bestanden lediglich aus einem italienischem Scheckheft mit einem Eintrag für den 10´ km – Kundendienst, die 20´ km - Seite war leer, und dann war da noch ein Stempel für einen Ölwechsel, eine italienische Bedienungsanleitung und eine Kurzanleitung in Deutsch. Keine Namen der Vorbesitzer, keine Rechnungen o. ä., Ende der Unterlagen.
(Angebotsbeschreibung war: „Vollständige Dokumentation anwesend!“).
Es gab noch eine Plastikkarte (angeblich entspricht das unserem Kfz-Brief, Zula Teil I) aus Holland für ein holländisches Kenzeichen, das noch im recht wüsten Durcheinander des Kofferraumes herumlag.
Meine Frage: „In Italien ausgeliefert und doch noch ein holländisches Kennzeichen – wie viele Vorbesitzer gibt es denn nun?“ „Ähem, 2 oder nein, 1, nein, wohl 2.“
Meine Antwort war: „Am Telefon wurde mir definitiv von Ihnen nur 1 Vorbesitzer bestätigt“.
Verkäufer: „Tut mir leid, das war ein Irrtum“.
Nun gut, wir vereinbarten für den nächsten Morgen eine sehr gründliche Inspektion, ich würde zusammen mit einem Freund aus dem Forum kommen, um Unterboden, das ST, alle Elektronikteile, Wagenheberaufnahmen, Tempomat etc. etc. genau zu prüfen.
Danach ging ich nochmals, schon mit etwas wacherem Blick, aber immer noch dezent begeistert, zu dem Fahrzeug im Hof und bemerkte, zufällig begünstigt durch den schrägen Sonnenstand, eine größere überlackierte Delle an der linken Seite der vorderen Stossstange. Händische Kontrolle: Ja, dort ist eine massive Delle, aber offenbar so gut lackiert, dass sie im Keller, in dem das Auto vorhin noch stand, gar nicht auffiel. Nun aber gleich genauer weiterkontrolliert und festgestellt, dass das Spaltmaß zwischen Fahrertüre und vorderem Kotflügel nach unten doch weiter wurde. Spaltmaß Türe – hinterer Kotflügel war normal. Einem befragten Forumskollegen (Besitzer eines 500ers) war zudem früher bereits auf einem Foto des Angebotes aufgefallen, dass links oben eine Plastik-Motorabdeckung fehlte.
Den Verkäufer nochmals geholt und ihn mit diesen Erkenntnissen konfrontiert, er musste zugeben, dass das eindeutige Unfallspuren (vorne links) sind (die Motorhaube und die Stossstange vorne hatten außerdem keinerlei Steinschläge! Alles frisch lackiert? ... Alle anderen Spaltmasse waren, so weit erkennbar, o.k..) Beim Zusammenbau nach der Reparatur und Lackierung sei wohl dann noch die Abdeckung vergessen worden...
„Tut mir sehr leid, aber das seh ich heute das erste Mal und wir alle haben das nicht bemerkt...“
(Das ist ein spezialisierter und exclusiver Händler, der nach eigenen Angaben ca. 50 z. T. sehr hochpreisige Oldtimer – es stand z. B. ein Fahrzeug für 700.000 € neben vielen anderen - pro Monat verkauft, mit eigener angeschlossener großer Werkstatt und jeder Menge Personal.)
Die definitive Angabe war im ersten Gespräch: „Völlig unfallfrei!“...
Im Hotel danach reger Mailverkehr zwischen 2 Forumskollegen (Es waren Hans und Jochen) und mir, die mich noch bis spät in die Nacht hinein mit sehr sehr vielen Infos versorgten, von der aufgeschlüsselten FIN bis zu derzeitigen Alternativangeboten im Netz – das war einfach super und half mir sehr, meine mittlerweile massive Enttäuschung zu mindern! DANKE!
Am nächsten Morgen fuhr ich dann zu Hans, bedankte mich bei ihm für seine Bereitschaft, mich zu unterstützen und sagte ihm, dass er nun aufgrund der neuen Erkenntnisse den Vormittag wohl doch seiner Familie widmen könne. Ich besprach das alles nochmals mit ihm und erklärte danach, dass ich den Kauf nicht machen werde, das Risiko sei mir zu groß! Hans gab mir dazu auch noch seinen für mich sehr wichtigen Rat mit auf den Weg.
Anschließend fuhr ich nochmals zum Händler und erklärte dem Verkäufer detailliert meine Entscheidung.
Er musste alle diese Fakten „ohne Wenn und Aber“ dezidiert einräumen.
Er versuchte, nach Rücksprache mit seinem Chef, über einen recht marginalen Preisnachlass (ein bisserl mehr als die neuen Reifen gekostet hätten), mich doch noch zum Kauf zu bringen, ich lehnte ab.
Allenfalls mit einem ausführlichen technischen Gutachten von deutschem TÜV oder der DEKRA mit Wertangabe – und dann noch einem geprüften, nahezu makellosen Auto und deutlichem Preisnachlass und nur unter diesen Umständen - könnte ich mir weitere Verhandlungen vorstellen.
Es geht hier wirklich um ´ne steile Menge Euronen (der aufgerufene Preis liegt in DM wohl höher als die Hälfte des ursprünglichen Kaufpreises vor 24 Jahren) und in Holland gibt es keinerlei Händlergewährleistung o. ä.
Er will das in der nächsten Zeit versuchen hinzubekommen und kommt ggf. wieder auf mich zu.
Fazit:
Von der Internetanzeige stimmten folgende Angaben nicht:
- „Saccobretter“ angeblich in Wagenfarbe (waren korrekterweise für
dieses Baujahr aber, wie am Auto auch, farblich noch abgesetzt)
- Historie, Wartungen, Reparaturen, Vorbesitzer etc. nicht annähernd
korrekt nachvollziehbar
- 3. Bremsleuchte vorhanden (eben nicht!)
- FAHRZEUG war definitiv nicht im NEUWAGENZUSTAND!!!
Zusätzlich bis zu diesem Zeitpunkt noch weitere festgestellte diverse Mängel wie veraltete Reifen, defekter Sitz, auffallender Farbfleck in Türverkleidung links, fehlende Teile etc..
Von den zusätzlich abgefragten Verkäuferangaben stimmten nicht:
- Kein (im Telefonat vorab ausdrücklich bestätigter) Originallack, da
Reparatur mit offenbar größerer Nachlackierung
- Anzahl der Vorbesitzer!
- Fahrzeug ist unfallfrei!
Der (wirklich sympathische, er tat mir fast schon leid!) Verkäufer bedauerte den Ausgang des Gespräches, die Firma werde unverzüglich die Anzeige ändern und berichtigen, ich verzichtete auf eine weitergehende Besichtigung des Fahrzeuges und verabschiedete mich.
Insgesamt 1.520 km bei Nacht, dichtem Nebel und Nieselregen und einem Wahnsinnsverkehr mit jeder Menge Staus etc. gefahren, 2 Hotelübernachtungen investiert, aber in der Hotelbar leckere „Bitterballen“ (= holländisches Nationalgericht, kleiner Snack –außen knusprig und innen heiß - zum Bierchen) kennen gelernt.
Und u. a. sehr viel über Autohändler, R 129er als 500er und Internetanzeigen etc. dazu gelernt!
Aber vor allem hab ich die hochkompetente Fern-Hilfe von 2 Forumskollegen – es waren Hans aus Holland und Jochen aus der Oberpfalz – sehr sehr dankbar in Anspruch nehmen können.
Ich danke Euch beiden herzlich für diese wirklich tolle Unterstützung!
:danke::danke:
Übrigens:
Die Anzeige steht nach wie vor unverändert auf der Homepage des Anbieters.
(Stand: 11.12.14, 14.00 Uhr)
Und ich bin weiter auf der Suche.... (siehe oben!), aber nur noch innerhalb Deutschlands!
Wie tröstete mich Jochen: „Heiner, eine andere Mutter hat auch eine schöne Tochter!“
Einen Kommentar zu dem Verhalten der Firma verkneife ich mir – den mag jeder für sich finden – und wenn jemand z. B. hier als Newbee einen 129er kaufen will – > Augen auf, Kopf einschalten und Bauch ausschalten denn – es ist offenbar wirklich alles (bedenkenlos...) möglich!
Euch allen eine schöne stade Zeit, tolle Geschenke unter dem Baum, einen guten Rutsch und für 2015 immer Sonne über dem Verdeck und Asphalt unter den Rädern - und stets eine knitterfreie Heimkehr!
Nachstehend ein etwas längerer Beitrag, aber vielleicht hilft er dem einen oder anderen Kaufwilligen, die Rahmenbedingungen bzw. die derzeitige Marktsituation besser einschätzen zu können und allen anderen ggf. die Wartezeit auf den 01.04. zu verkürzen.
Bericht über eine vergebliche SL-Suche... (SL in diesem Falle: Seifenblasen Luftnummer...)
Seit längerem suche ich einen 500er.
Wunsch: möglichst Vormopf, almandinrot und beige/schwarzes Leder, keine Zusatzsitze
Zwingend: Tempomat, 2 Airbags (Fahrer – Beifahrer), Sitzheizung, Nichtraucher, gepflegt
Km gut unter 100.000, kein Wartungsstau und sauber nachvollziehbare Historie.
Ordentliches und für beide Seiten akzeptables Preis-Leistungsverhältnis.
Soweit das grobe „Beuteschema“.
Nun wurden wir im Internet fündig und stießen auf ein offensichtlich genau darauf passendes Auto mit nahezu allem, was das Herz noch zusätzlich begehren konnte, von der Standheizung bis zum Reiserechner, Sitzmemories und und und in Almandin, beiges Leder und nur 26.000 km auf der Uhr, Baujahr 1990.
(Bei der Kombination > Standschäden wohl inclusive...)
Allerdings stand da auch ein wirklich sehr sehr ambitionierter Preis nebendran.
Nun ja, dachte ich, wenn er es denn wert ist.... Ein bisserl was geht immer!
Aber wörtlich stand auch da: „Das Fahrzeug befindet sich in einem Neuwagenzustand!“ „Einfach großartig!“
(Das www ist offenbar noch geduldiger als Papier...)
Im Vorfeld diverse Anrufe, Mails und direkte Fragen beim Händler bzw. sehr freundlichen Verkäufer im westlichen Nachbarland ergaben zusätzlich:
Definitiv nur 1 Vorbesitzer in Italien, völlig unfallfrei, Fahrzeug in eigener Werkstatt durchgecheckt und fehlerfrei.
Mit diesen Infos noch den Rat mehrerer Forums-Kollegen eingeholt, bei Frau und Sohn die Erlaubnis erbettelt und danach einen Besuchstermin im Ausland vereinbart. Der Rat der Forumskollegen war aber auch, mit der gebotenen Vorsicht das Auto anzuschauen.
Ein in der Nähe des Händlers wohnender Forumskollege war außerdem sofort bereit, das Auto vor Ort mit mir zusammen zu beurteilen. („Heiner, das sind doch von mir aus nur 115 km einfach! Kein Problem...“ Ist so etwas nicht super?! Wir vereinbarten aber dann doch Abholung, denn ich bat ja um Hilfe!)
Daheim noch die Finanzierung, den evtl. Heimtransport etc. geregelt, eine Unterstellmöglichkeit kurzfristigst organisiert, ein Hotel in der Nähe gebucht und dann am vergangenen Sonntag einfache 650 km weit mit Ex-Verlobter voll freudiger Erwartung dorthin gedüst.
Am nächsten Morgen der erste Eindruck:
WOW! Welch ein Glücksfall!
Der wird es!
Genau so toll wie auf den zahlreichen Fotos im Angebot!
Preis: Na ja, mal sehen, was so noch gehen könnte...
Aber dann ging´s los:
Trotz Besuchsankündigung (er war für Nachmittag avisiert und ich war allerdings schon vormittags dort – soweit vielleicht entschuldbar...) sprang der Wagen nicht an.
Starthilfe. Wagen lief rund, satter Sound.
Der Verkäufer erklärte, der Wagen knistere manchmal oberhalb des Handschuhfaches, das wäre das Einzige, was es zu bemängeln gebe. Bei der Probefahrt aber war nichts davon zu hören...
Die gelbe Kontrollleuchte der Dämpfungseinstellung leuchtete permanent, Verkäufer erklärte: „Die geht nach ein paar Minuten von selbst aus.“ Sie war jedoch die gesamte Probefahrt über - trotz lustigem Klopfen auf die Abdeckung – richtig nett vorweihnachtlich beleuchtet.
Vor Abfahrt noch ´nen Rundgang ums Auto (stand mit vielen anderen im Keller/Untergeschoß) gemacht, dabei festgestellt:
Die im Angebot beschriebene 3. Bremsleuchte fehlte (klar, war ja ein Vormopf!). Sie war, obwohl es sie nicht gab, trotzdem angegeben... Auf Nachfrage bedauerte der Verkäufer diesen Irrtum...
Das Etui für das Windschott fehlte. Verkäufer: „So etwas gibt es auch?“
Alle 4 Reifen wurden in der 7. KW (Februar) 2007 (DOT 0707) produziert, waren also knapp 8 Jahre alt (wie gesagt: Neuwagenzustand...) bei einem Auto mit max. Speed von 250 km/h...
„Aber das Profil ist doch noch in Ordnung...“ sagte der Verkäufer so nebenbei...
Während der Probefahrt Vibrationen im Auto, am Sitz und am schiefstehenden Lenkrad, laut Verkäufer sind nur die Reifen daran schuld. „Neue Reifen und nix mehr Vibrationen..., das Lenkrad richten wir noch in der Werkstatt...“
Bei einer Probebremsung rutschte der Fahrersitz plötzlich mit mir drauf bis zum Lenkrad vor.
Die vorgelegten Unterlagen bestanden lediglich aus einem italienischem Scheckheft mit einem Eintrag für den 10´ km – Kundendienst, die 20´ km - Seite war leer, und dann war da noch ein Stempel für einen Ölwechsel, eine italienische Bedienungsanleitung und eine Kurzanleitung in Deutsch. Keine Namen der Vorbesitzer, keine Rechnungen o. ä., Ende der Unterlagen.
(Angebotsbeschreibung war: „Vollständige Dokumentation anwesend!“).
Es gab noch eine Plastikkarte (angeblich entspricht das unserem Kfz-Brief, Zula Teil I) aus Holland für ein holländisches Kenzeichen, das noch im recht wüsten Durcheinander des Kofferraumes herumlag.
Meine Frage: „In Italien ausgeliefert und doch noch ein holländisches Kennzeichen – wie viele Vorbesitzer gibt es denn nun?“ „Ähem, 2 oder nein, 1, nein, wohl 2.“
Meine Antwort war: „Am Telefon wurde mir definitiv von Ihnen nur 1 Vorbesitzer bestätigt“.
Verkäufer: „Tut mir leid, das war ein Irrtum“.
Nun gut, wir vereinbarten für den nächsten Morgen eine sehr gründliche Inspektion, ich würde zusammen mit einem Freund aus dem Forum kommen, um Unterboden, das ST, alle Elektronikteile, Wagenheberaufnahmen, Tempomat etc. etc. genau zu prüfen.
Danach ging ich nochmals, schon mit etwas wacherem Blick, aber immer noch dezent begeistert, zu dem Fahrzeug im Hof und bemerkte, zufällig begünstigt durch den schrägen Sonnenstand, eine größere überlackierte Delle an der linken Seite der vorderen Stossstange. Händische Kontrolle: Ja, dort ist eine massive Delle, aber offenbar so gut lackiert, dass sie im Keller, in dem das Auto vorhin noch stand, gar nicht auffiel. Nun aber gleich genauer weiterkontrolliert und festgestellt, dass das Spaltmaß zwischen Fahrertüre und vorderem Kotflügel nach unten doch weiter wurde. Spaltmaß Türe – hinterer Kotflügel war normal. Einem befragten Forumskollegen (Besitzer eines 500ers) war zudem früher bereits auf einem Foto des Angebotes aufgefallen, dass links oben eine Plastik-Motorabdeckung fehlte.
Den Verkäufer nochmals geholt und ihn mit diesen Erkenntnissen konfrontiert, er musste zugeben, dass das eindeutige Unfallspuren (vorne links) sind (die Motorhaube und die Stossstange vorne hatten außerdem keinerlei Steinschläge! Alles frisch lackiert? ... Alle anderen Spaltmasse waren, so weit erkennbar, o.k..) Beim Zusammenbau nach der Reparatur und Lackierung sei wohl dann noch die Abdeckung vergessen worden...
„Tut mir sehr leid, aber das seh ich heute das erste Mal und wir alle haben das nicht bemerkt...“
(Das ist ein spezialisierter und exclusiver Händler, der nach eigenen Angaben ca. 50 z. T. sehr hochpreisige Oldtimer – es stand z. B. ein Fahrzeug für 700.000 € neben vielen anderen - pro Monat verkauft, mit eigener angeschlossener großer Werkstatt und jeder Menge Personal.)
Die definitive Angabe war im ersten Gespräch: „Völlig unfallfrei!“...
Im Hotel danach reger Mailverkehr zwischen 2 Forumskollegen (Es waren Hans und Jochen) und mir, die mich noch bis spät in die Nacht hinein mit sehr sehr vielen Infos versorgten, von der aufgeschlüsselten FIN bis zu derzeitigen Alternativangeboten im Netz – das war einfach super und half mir sehr, meine mittlerweile massive Enttäuschung zu mindern! DANKE!
Am nächsten Morgen fuhr ich dann zu Hans, bedankte mich bei ihm für seine Bereitschaft, mich zu unterstützen und sagte ihm, dass er nun aufgrund der neuen Erkenntnisse den Vormittag wohl doch seiner Familie widmen könne. Ich besprach das alles nochmals mit ihm und erklärte danach, dass ich den Kauf nicht machen werde, das Risiko sei mir zu groß! Hans gab mir dazu auch noch seinen für mich sehr wichtigen Rat mit auf den Weg.
Anschließend fuhr ich nochmals zum Händler und erklärte dem Verkäufer detailliert meine Entscheidung.
Er musste alle diese Fakten „ohne Wenn und Aber“ dezidiert einräumen.
Er versuchte, nach Rücksprache mit seinem Chef, über einen recht marginalen Preisnachlass (ein bisserl mehr als die neuen Reifen gekostet hätten), mich doch noch zum Kauf zu bringen, ich lehnte ab.
Allenfalls mit einem ausführlichen technischen Gutachten von deutschem TÜV oder der DEKRA mit Wertangabe – und dann noch einem geprüften, nahezu makellosen Auto und deutlichem Preisnachlass und nur unter diesen Umständen - könnte ich mir weitere Verhandlungen vorstellen.
Es geht hier wirklich um ´ne steile Menge Euronen (der aufgerufene Preis liegt in DM wohl höher als die Hälfte des ursprünglichen Kaufpreises vor 24 Jahren) und in Holland gibt es keinerlei Händlergewährleistung o. ä.
Er will das in der nächsten Zeit versuchen hinzubekommen und kommt ggf. wieder auf mich zu.
Fazit:
Von der Internetanzeige stimmten folgende Angaben nicht:
- „Saccobretter“ angeblich in Wagenfarbe (waren korrekterweise für
dieses Baujahr aber, wie am Auto auch, farblich noch abgesetzt)
- Historie, Wartungen, Reparaturen, Vorbesitzer etc. nicht annähernd
korrekt nachvollziehbar
- 3. Bremsleuchte vorhanden (eben nicht!)
- FAHRZEUG war definitiv nicht im NEUWAGENZUSTAND!!!
Zusätzlich bis zu diesem Zeitpunkt noch weitere festgestellte diverse Mängel wie veraltete Reifen, defekter Sitz, auffallender Farbfleck in Türverkleidung links, fehlende Teile etc..
Von den zusätzlich abgefragten Verkäuferangaben stimmten nicht:
- Kein (im Telefonat vorab ausdrücklich bestätigter) Originallack, da
Reparatur mit offenbar größerer Nachlackierung
- Anzahl der Vorbesitzer!
- Fahrzeug ist unfallfrei!
Der (wirklich sympathische, er tat mir fast schon leid!) Verkäufer bedauerte den Ausgang des Gespräches, die Firma werde unverzüglich die Anzeige ändern und berichtigen, ich verzichtete auf eine weitergehende Besichtigung des Fahrzeuges und verabschiedete mich.
Insgesamt 1.520 km bei Nacht, dichtem Nebel und Nieselregen und einem Wahnsinnsverkehr mit jeder Menge Staus etc. gefahren, 2 Hotelübernachtungen investiert, aber in der Hotelbar leckere „Bitterballen“ (= holländisches Nationalgericht, kleiner Snack –außen knusprig und innen heiß - zum Bierchen) kennen gelernt.
Und u. a. sehr viel über Autohändler, R 129er als 500er und Internetanzeigen etc. dazu gelernt!
Aber vor allem hab ich die hochkompetente Fern-Hilfe von 2 Forumskollegen – es waren Hans aus Holland und Jochen aus der Oberpfalz – sehr sehr dankbar in Anspruch nehmen können.
Ich danke Euch beiden herzlich für diese wirklich tolle Unterstützung!
:danke::danke:
Übrigens:
Die Anzeige steht nach wie vor unverändert auf der Homepage des Anbieters.
(Stand: 11.12.14, 14.00 Uhr)
Und ich bin weiter auf der Suche.... (siehe oben!), aber nur noch innerhalb Deutschlands!
Wie tröstete mich Jochen: „Heiner, eine andere Mutter hat auch eine schöne Tochter!“
Einen Kommentar zu dem Verhalten der Firma verkneife ich mir – den mag jeder für sich finden – und wenn jemand z. B. hier als Newbee einen 129er kaufen will – > Augen auf, Kopf einschalten und Bauch ausschalten denn – es ist offenbar wirklich alles (bedenkenlos...) möglich!
Euch allen eine schöne stade Zeit, tolle Geschenke unter dem Baum, einen guten Rutsch und für 2015 immer Sonne über dem Verdeck und Asphalt unter den Rädern - und stets eine knitterfreie Heimkehr!
:bier:
Ein herzlicher Sternengruss aus Franken!
Heiner

